Asta Nielsen Kino Düsseldorf
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DAS ASTA NIELSEN (1911-1986)


Eröffnet: 17.11.1911

Letzter Spieltag: 30.12.1986


Spielpausen:


30.3.1944 bis 11.10.1945

30.11. bis 16.12.1970

29.7.1973 bis 3.1.1975


Architekt: Karl Lammers

Weitere Architekten: Hanns Rüttgers, Hans Nehaus und Karl-Heinz Wiel


Betreiber: Christoph Mülleneisen, Familie August Baltes und Paul Friedrich, Familie Walter Baltes, Marie-Luise Goldschmidt, Adolf Schoofs, Gisela Schumacher


Fremder Vogel, fremde Federn

Das Dü
sseldorfer Asta Nielsen-Kino öffnete am 17. November 1911 mit dem nicht jugendfreien Stummfilmdrama „Der fremde Vogel“ (Untertitel: Eine Liebestragödie im Spreewald) seine Pforten. Natürlich spielte in ihm jene dänische Filmdiva mit, von der sich das im Hinterhof eines Wohnhauses erbaute Lichtspieltheater stolz den Namen geliehen hatte. Tatsächlich war Asta Nielsen zur Eröffnung anwesend, zusammen mit ihrem Regisseur und späteren Ehemann Urban Gad. Kinopächter und Namensgeber Christoph Mülleneisen begrüßte den Star überschwänglich. Der 46jährige Mülleneisen war eigentlich Filmproduzent und hatte das Kino vor allem deshalb von dem Düsseldorfer Herrenschneider August Baltes gepachtet, um es seinem Geschäftspartner Paul Davidson gleich zu tun, der mit den 1906 und 1909 eröffneten Union-Theatern in Mannheim und Berlin zu einem der bedeutendsten Filmkaufmänner Deutschlands aufgestiegen war. Mülleneisen erkannte früh die Bedeutung des Starkults fürs Kino, und so hegte der in Wilhelmshaven geborene Produzent den Wunsch, mit der noch jungen Nielsen, die sechs Monate zuvor in Frankfurt einen Vierjahres-Vertrag über vierzig Filme unterschrieben hatte, längerfristig ins Geschäft zu kommen. Zuallererst sollte das von dem Architekten Karl Lammers erbaute 594-Platz-Haus ihr schmeicheln und dann natürlich alle ihre neuen Filme spielen. Der Eröffnungsabend endete mit einem extra für die Schauspielerin geschriebenen Walzer des Düsseldorfer Komponisten Matthieu Hoefnagels. "So begannen die Asta Nielsen Lichtspiele voll und ganz im Zeichen Asta Nielsens", notierte fünf Tage später der Düsseldorfer "Kinematograph", und lobte dabei die "freundliche und vornehme Architektur" des intim anmutenden Theaters. 

Der Besuch der Namenspatronin am Eröffnungstag verfehlte seine Strahlkraft nicht. Im Gegenteil. Er wirkte über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte. Nielsens Auftritt dürfte mit ein Grund dafür sein, dass das Kino, außer 1926 und unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, nie seinen Namen in Frage stellte und der Stadt, in der es stand, lange eine hervorragende Reputation als wichtigste Film- und Verleiherstadt Nordrhein-Westfalens sicherte. Da Mülleneisen mit der Nielsen jedoch nicht ins Geschäft kommen konnte, überließen er und seine Partner das Kino nach 15 Jahren der Witwe von August Baltes, Mathilde Baltes. Zusammen mit dem Oberbilker Skala-Theater auf der Kölner Straße 317 führte die Familie das Asta durch vier Jahrzehnte, bis zum Höhepunkt der Kinokrise Ende der 1960er Jahre. Clever verbreitete die Direktion in den ersten Jahren immer mal wieder, die Nielsen werde ihren Besuch sicherlich baldmöglichst wiederholen und es könne also sicher nicht schaden, regelmäßig vorbei zu schauen. Nichts dergleichen passierte. Zwar kolportierte man später, sie sei doch noch einmal leibhaftig da gewesen, um vom teuersten der mittlerweile 844 Plätze aus ihren Film zu bestaunen und die Atmosphäre des prunkvollen Saales aufzusaugen, wohl wissend, dass das Beharren auf einer Lüge irgendwann dazu führt, dass sich Wahrheit und Wunschdenken nicht mehr auseinander halten lassen. Da Kinobesitzer aber erstaunlicherweise schlechte Märchenerzähler sind, konnten weitere Auftritte Nielsens nicht zementiert werden. Schlimmer noch. Im Juni 1926, kurz nach Christoph Mülleneisens Tod, besuchte die Diva den Filmball im prunkvollen, benachbarten Residenz-Theater und musste dabei feststellen, dass ihr Theater seit kurzem "Moderne Lichtspiele" hieß. Ein Fauxpas, der zwar Ende des Jahres korrigiert wurde, aber der Nielsen sauer aufstieß. Zumal sie an den forschen Theatergründer Mülleneisen ohnehin nicht die besten Erinnerungen hegte. Glücklicherweise war Nielsens Name in der Düsseldorfer Kinolandschaft jedoch so etabliert, dass die Umbenennung lediglich für negative Schlagzeilen und im Verlauf des Jahres 1926 eben nicht für höhere Umsätze sorgte. So blieb das Asta Nielsen, neben dem 1919 in Benrath bei Düsseldorf eröffneten Fern Andra, eines der wenigen deutschen Kinos, die sich weiterhin mit dem Namen einer frühen Filmpersönlichkeit schmückten und die Erinnerung an die Gründerzeit der bewegten Bilder ins moderne Kino hinüber retteten.



Mit der Eröffnung immer neuer Filmpaläste in Düsseldorf schien das mittelgroße Kino dem Ruhm seiner 1883 geborenen Namensgeberin allerdings bald hinterher zu laufen. Ein ironischer Ton schwang mit, wenn man vom Asta Nielsen sprach. Nein, mit dem berühmten Max Linder in Paris, das tatsächlich von dem Komiker mit dem seidenen Zylinder erbaut worden war, konnte das Haus sicher nicht verglichen werden. Und doch war die Namenswahl im Nachhinein als Glücksfall anzusehen, weil sie mit der unendlichen Sehnsucht nach dem eigentlichen Wesen des Kinos kokettierte, der Hoffnung, dass hinter einer Schauspielerin wie der Nielsen mehr als ein normalsterblicher Mensch stand. Vielmehr ein ganzes Universum, eine Traummaschine, die das Publikum mit immer neuen Geschichten füttern und, ganz im Gegensatz zu dem lauten, dampfenden Projektor über dem Zuschauersaal, niemals ins Stottern geraten würde. Und beim abendlichen Verschließen des Kinos seufzten die Mitarbeiter leise und sahen dann noch einmal auf die Buchstaben am Haus. Die fleißigsten Kinobesucher waren die Düsseldorfer ja nicht, aber die Schönheit der jungen Asta Sofie Amalie Nielsen, die Guillaume Apollinaire mehr als einmal wortreich gepriesen hatte, strahlte immerhin bis weit vor die Mauern der Filmtheater. Auch Zigaretten- und Parfümhersteller versahen ihre Waren mit dem ungeschützten Markennamen Asta und unterstrichen damit die Bedeutung der ersten großen Filmschauspielerin.

Das Lichtspiel bekommt Töne


Schon bald zeigten die Lichtspiele auf der Graf-Adolf-Straße 37 die ersten Filme ohne ihre Namenspatronin, die sich in Kopenhagen später sehnlichst ein Kino wünschte, doch trotz 16facher Vorsprache nie eine Konzession erhielt. In den ersten Jahren führte das deutsche Kino, das ihr nur dem Namen nach gehörte, Schwänke und Dramen in mehreren Akten auf, samt Wochenschauen und "verschiedenen Humoresken und Naturaufnahmen". Daneben feierten Enrico Guazzonis Historienepos "Quo vadis?" und Louis Feuillades legendäre Abenteuerserie "Fantômas", aber auch plumpe Propagandastreifen der Marke "Die Sommeschlacht" im Asta ihre Premiere. Besonders erfolgreich waren  Anfang der zwanziger Jahre die „romantisch-sensationellen Abenteuer“ des „beliebtesten und größten Abenteuer-Königs“ Harry Piel. Das Hausorchester unter der Leitung der "Kapellmeister" Freddy Beyer, Bruno Gellert und Rudi Kessler begleitete jede Vorführung mit gebührendem Ernst und spielte auch dann noch weiter, wenn einer der Akte riss und das Bild kurzzeitig verschwand. Plötzliche Pausen und technische Defekte überspielten die Musiker ebenso sicher, wie der Name des Theaters über die mitunter dürftigen Schauspielerleistungen und das oftmals zweitklassige Programm hinweg tröstete. Kleinere Kinos, denen nur ein Grammophon zur Verfügung stand, führten die Kassenschlager ungleich unspektakulärer vor, was der allgemeinen Sehnsucht nach Kintopp allerdings keinen Abbruch tat.



Sowohl den Ersten Weltkrieg als auch die Einführung des Tonfilms am 1.11.1930 überstanden Asta Nielsen und „ihr“ Kino zunächst unbeschadet. Dank des nicht mehr benötigten Orchestergrabens konnte das Haus die Stuhlkapazität von 750 auf 850 aufstocken. Die arbeitslosen Orchestermitglieder kehrten den Lichtspielen laut schimpfend den Rücken und flüchteten sich zurück in die Varietés und Revuetheater. Nicht jeder war so verzweifelt wie Max Linder, der sich in Paris mit seiner jungen Ehefrau das Leben nahm, weil er das Verschwinden des Stummfilms und des damit verbundenen Ruhms nicht verkraftete. Das Überangebot an neuen Filmen und Kinos machte die Auswahl für die Theaterbesitzer nicht unbedingt leichter. Und so betete manch einer, der Name des Hauses möge reichen, um für einen kontinuierlichen Fluss von Zuschauern zu sorgen. Auch in Düsseldorf betrachteten sich die Theaterleiter hoffnungsfroh die unter den leuchtenden Kinobuchstaben immer größer und eindeutiger gestalteten Plakattransparente. Der Besitzer des riesigen Europa-Palastes schielte hinüber zum kleineren Asta-Nielsen-Theater, und letzteres ließ sich ein paar zusätzliche Glühlampen auf den Anzeiger drehen, um seine Plakate besser und schöner zu beleuchten als sein Konkurrent. Mochte der als „Film der Woche“ eingekaufte Streifen auch noch so mittelmäßig oder gar nur eine Zweitverwertung sein, der Name Asta Nielsen würde schon darüber hinweg trösten. Ach ja, Asta Nielsen, sollten die Besucher denken und sich auf ein oder zwei großartige Momente konzentrieren, die sie, egal ob sie die anderthalb Stunden im Sperrsitz oder im Rang verbracht hatten, an die Diva erinnerten, die diesem Palast ihren Namen geliehen und ihn feierlich eingeweiht hatte. Einigen Einfluss sowie zusätzliche Einnahmen verschafften dem Kino ab 1919 die Niederlassungen einiger bedeutender Filmverleihe wie Apollo und Prometheus in den oberen Etagen, während im Kinosaal zunehmend öfter Krimis zu sehen waren, und die Wirtschaftskrise langsam, aber sicher durchschlug.

Kino im Krieg

In der Tat strahlte der Name der stillen Muse bis weit in die dreißiger Jahre hinein. Nach Hitlers Machtergreifung bemühte sich Propagandaminister Joseph Goebbels persönlich um die umtriebige Diva und offerierte ihr in ihrer Babelsberger Villa eine eigene Filmproduktionsfirma samt Studios. Trotz ihrer anhaltenden Erfolglosigkeit lehnte die Nielsen Goebbels’ kalkulierte Avancen entschieden ab und kehrte nach Dänemark zurück. Ihr Kino im entfernten Rheinstädtchen Düsseldorf schien Nielsens Standfestigkeit als Ermunterung aufzufassen. Ausgerechnet das Asta war eins von zwei Innenstadtkinos, die bis 1944 knapp von den Bomben verschont blieben und jeden Tag hunderte von Leuten mit harmloser UFA-Unterhaltung und den dazu gehörigen propagandistischen Wochenschauen versorgten. 1932 war an der Fassade ein riesiges UFA-Zeichen befestigt worden, das neben der Belieferung mit neuesten Unterhaltungsfilmen auch zahlreiche Besuche von Schauspielern garantierte. Bis zuletzt standen die Gäste Schlange, auch wenn auf den Zinnen des Hauses und der Nebengebäude nur noch verkohlte Fensterrahmen und Mauerreste in den Himmel schauten.

Garrison Cinema

Als Dank für seinen langjährigen Einsatz wurde das mittelschwer beschädigte Haus wenige Monate nach Kriegsende von den britischen Soldaten als Garrison-Cinema weitergeführt, ein typisches Unterhaltungs- und Wochenschaukino mit Programmen für Deutsche und Briten. Nach Komödienreprisen kristallisierten sich schnell Abenteuer- und Kriminalfilme zum neuen, alten Programmschwerpunkt des Asta heraus, bevor das Theater Anfang der fünfziger Jahre in einen eher schmucklosen, mehrgeschössigen Neubau integriert wurde - samt "Vordach mit grüner und roter Neon-Beleuchtung, Marmorverkleidung und Flügeltüren am Einlass, sowie einem in Höhe des ersten Stockwerkes angebrachten Plakat-Transparent", wie es das Branchenblatt "Der neue Film" in seiner Ausgabe 17/1953 verkündete. Leider wurden dem Mörtel und Beton zu viel Sand beigemischt, außerdem wurde auf eine zweite, eigene Wand an das Nebenhaus 35 verzichtet. Walter Baltes und seinem Bruder Alfred konnte dies zunächst egal sein. Der Betrieb der Eltern ging weiter und schon bald war die Graf-Adolf-Straße wieder eine der leuchtendsten Kinostraßen des Landes, auch wenn die übrigen Kinos nur die üblichen Prunknamen Residenz, Savoy oder Rex trugen. Auch der Besitzer des vis-à-vis gelegenen Europa-Palastes hatte sich zu früh gefreut. Zwar wartete das Asta lediglich mit 778 Plätzen auf, dafür aber war es besser gerüstet, der heraufziehenden Kinokrise, von der freilich noch niemand etwas ahnen konnte, die Stirn zu bieten. Bis Mitte der sechziger Jahre versorgte das Asta Nielsen die Düsseldorfer kontinuierlich mit Piratenabenteuern, Monumentalschinken, Mantel- und Degenfilmen sowie unzähligen Western. Vorgeführt wurde mit Ernemann-Projektoren II und IV im Format 1:2,35, 4-Kanal-Ton, die Leinwand maß 10 mal 5 Meter. Publikumsmagnet Nummer Eins wurde der in Amerika aufgewachsene Eddie Constantine mit seinen am Fließband hergestellten Prügelkrimis wie „Scharfe Schüsse, heiße Küsse“ und „Auf Ihr Wohl, Herr Interpol“, die zuverlässig alle paar Wochen auf dem Programm standen und nicht selten über 1.000 Besucher pro Tag anzogen. In den Etagen über dem Traditionskino arbeiteten währenddessen Verleihfirmen. Erich J. A. Pietrek lenkte von hier aus seinen NWDF-Verleih mit alten "Pat und Patachon"- und "Dick und Doof"-Filmen, die auch im Asta in den Jugendvorstellungen liefen. So schrieb das Asta Nielsen in mehrfacher Hinsicht Kinogeschichte.

1963 musste das Traditionshaus samt seinem kleinen Eiscafé Gerland zusehen, wie sein bis dahin ungeliebter Konkurrent nach 35 Jahren Spielbetrieb abgerissen wurde, um einem Kaufhaus und einem Büroturm Platz zu machen. Stück für Stück kämpften sich die Abrissbirnen durch die Fassade in den Innenraum des Europa-Palastes auf der Graf-Adolf-Straße 44 vor, der mit 1762 Plätzen einer der größten Kinosäle der Stadt gewesen war. Der Schreck fuhr dem Asta so ins Programm, das es auf anspruchsvolle neue Filme, wie sie das Europa in den letzten Jahren immer mal wieder in seinem Studio gezeigt hatte, weiter verzichtete und, eingeklemmt zwischen den konkurrierenden Erstaufführungspalästen Residenz und Savoy, am Prinzip des reinen Kommerzkinos festhielt. Zu stabilen Publikumsmagneten zählten Spaghettiwestern und bald auch deren komische Variante mit Terence Hill und Bud Spencer. "Die rechte und die linke Hand des Teufels" erlebte im alten Haus seine Erstaufführung und lief über die Jahre ingesamt 17 Wochen.

  

Film-Treffpunkt


Ausgerechnet kurz vor Asta Nielsens Tod am 24. Mai 1972 schlitterte das Kino dann in seine bis dato größte Krise. Trotz einer kurzen Renovierung im Dezember 1970, bei der Kinoarchitekt Hanns Rüttgers die Leinwand auf elf Meter verbreiterte und auch Wandbeleuchtung, Foyer und Eiscafé neu gestaltete, wusste die neue Besitzerin Marie-Luise Goldschmidt das um 126 Sitze verkleinerte Auditorium nicht mehr zu füllen. Weder die Europapremiere von "Dirty Harry" noch zweitklassige "Django"-, "Dracula"- und "Godzilla"-Abenteuer im Wochenrhythmus konnten die fünf bis sechs Vorstellungen am Tag auslasten, auch die sonntägliche Jugendvorstellung um 11 konnte nichts retten. Ein klarer Richtungswechsel bei den Publikumsvorlieben hatte sich im April 1970 angedeutet, als der Sexschocker "Tokugawa - Gequälte Frauen" im Asta erstmals deutlich die Durchschnittszahlen der Western toppte. Unwesentlich besser stand es um das City und die Kamera, zwei kleinere Goldschmidt-Paläste, die auf derselben Straße lagen und trotz "Woodstock" oder "M*A*S*H" ebenfalls vor sich hin siechten. Harte Western und halbpornografische Lustspiele, die letzten Mittel, mit denen man gegen das gemütliche Fernsehen ankommen wollte, lockten auch dort immer weniger Besucher vor die Kassenhäuschen. Auch das erst kürzlich von dem cinephilen Kölner Kinobetreiber Adolf Schoofs eröffnete Europa am Bahnhof subventionierte seinen Spielbetrieb mit den Einnahmen eines dreigeteilten Pornokinos namens Club intim, in dem man während der Vorführungen an einer Theke alkoholische Getränke ordern musste - damit das Ganze gemäß den gesetzlichen Bestimmungen als Gaststätte und nicht als Pornobetrieb galt. Etwas vorausschauender war nur der Düsseldorfer Kinobesitzer Willi Goldermann gewesen. Sein Savoy-Kinocenter bestand bereits seit einiger Zeit aus dem Savoy sowie zwei mittelgroßen Sälen, Atelier und Apollo 69, plus der kleinen Lupe. Das sicherte dem Goldermann-Flaggschiff alle wichtigen Hits, da es den Filmverleihern für jeden eingekauften Film eine optimale Auswertung über mehrere Wochen bieten konnte. Von Goldermanns Lupe, dem Club intim und der Lichtburg auf der , die sich bereits ein Lichtburg-Studio aus den Rippen geschnitten hatte, guckten sich die Kinomacher dann ab, wie man die großen Paläste in „moderne“ Center mit kleineren Studios zerteilte. Architekten zauberten aus 600-Platz-Sälen in den kommenden Jahren mehrere Kinos, indem sie um Balkonreihen zusätzliche Mauern zogen oder Vorratskammern mit Teppichboden und einer vier Quadratmeter kleinen Leinwand ausstatteten. Wenn der Fernseher im Wohnzimmer den Leuten gefiel, sollten sie die entsprechenden Kinos bekommen. Zu einer Art Visionär der neuen Schachtelkinos wurde 1971 der Sexkino-Besitzer Heinz Riech, der nach einer Amerikareise mit dem Kauf der UFA-Kette zum neuen bundesdeutschen Kinokönig aufstieg und keine Skrupel kannte, Gäste auf verschlungenen Wegen in 50- oder 40-Platz-Kinos mit Spiegel- oder Rückprojektion zu bitten. Seine Meisterleistung: die Unterteilung des Kölner UFA-Palastes in 13 Säle. Kino 13 wurde das kleinste Schachtelkino Deutschlands mit sage und schreibe 16 Stühlen.

Tragische und doch entscheidend lebensverlängernde Konsequenzen hatte Goldschmidts Umwandlung des Asta Nielsen in ein Raucher- und Verzehrkino mit Getränketischen. Kurz nach der Übergabe des Kinos an Dr. Adolf Schoofs brach nach einer Spätvorstellung von "Kadmos - Tyrann von Theben", am Samstag, 28. Juli 1973, im frisch renovierten Kinosaal ein Brand aus, verursacht durch eine auf dem Boden liegende Zigarette. Schoofs, der Goldschmidt auch die Kamera und das City abgekauft hatte, überlegte nicht lange und nutzte die Gunst der Stunde. Die
 Düsseldorfer Architekten Hans Nehaus und Karl-Heinz Wiel fertigten aus dem Asta Nielsen zwischen August 1973 und Dezember 1974 einen „Film-Treffpunkt“ mit drei Kinos. Das Einzelhaus mit 647 Plätzen wurde in drei Säle mit 237, 149 und 94 Sesseln unterteilt. Der größte, das Asta 1, war ein langer schmaler Schlauch. 19 Reihen, jede mit 11, 12 oder 13 Plätzen ausgestattet, schauten auf eine 21 Quadratmeter (6,10 mal 3,50 Meter) große Leinwand. Direkt nebenan wartete mit einer 14-Quadratmeter-Leinwand (5 mal 2,80 Meter) das Asta 2, dessen hintere Reihen 11 bis 15 nur jeweils sechs Plätze boten. Schließlich gab es das Piccadilly, das, im Mai 1982 in Asta 3 umgetauft, alle Filme per Spiegelprojektion und zunächst im Zwei-Stunden-Rhythmus vorführte. Im kleinen Piccadilly, dessen Boden als einziger nicht gefliest, sondern komplett mit Teppichboden versehen war, stand gut die Hälfte der Sessel nicht parallel zur 7 Quadratmeter großen Leinwand (4 mal 1,80 Meter), sondern in einem Winkel von 45 Grad. Besonders kurios war die Reihe 9, die aus lediglich 3 Sitzen bestand. Ähnlich wie sein Mitbewerber Goldermann glaubte Schoofs an das Konzept, kleineren Sälen einen besonderen Namen und damit Club-Charakter zu geben, statt sie lieblos durchzunummerieren. Auf den Namen Piccadilly war der langjährige Betreiber des Theater am Rudolplatz in Köln gekommen, da sich seinerzeit ein anstelle des Atlantic-Theaters neu eröffnetes Kinocenter am Hamburger Steindamm so genannt hatte und das gleichnamige Londoner Vergnügungsviertel immer noch eine große Faszination ausübte, vor allem auf Schüler, die die britische Hauptstadt jahrelang als Ziel ihrer Klassenfahrten ansteuerten. Etwas kurioser war Schoofs' Namensfindung für seine Kamera 2, die er zunächst Goya, wenig später dann Le Petit taufte.

An der Außenfassade des neuen Asta-Kino-Centers, auf dem „Filmtitelanzeiger“, prangten die Namen der aktuell gespielten Filme, darüber stand in  grünen, neu konzipierten Leuchtbuchstaben ASTA NIELSEN. Letztere kamen besonders abends wunderschön zur Geltung, wenn senkrechte Lichtröhren von links nach rechts über die Front wanderten und den Namen alle fünfzehn Sekunden an und aus knipsten.
Die großen, bis zum Boden reichenden Schaukästen neben den Eingangstüren waren mit rotem Stoff ausgelegt und zeigten die aktuellen Plakate und Aushangfotos. Die Typografie der Saalnamen, die jeweils oben in den Schaufenstern angebracht waren, orientierte sich an der alten Asta-Schrift der vergangenen Jahrzehnte. Asta 1 und 2 hatten relativ große Flächen, um für ihre Filme zu werben, das Asta 3 musste sich mit den zwei schmalen Flächen direkt an der Straße begnügen, auf denen schon seit Jahrzehnten die Plakate hingen.

   

Düsseldorfs neuer Film-Treffpunkt wurde am 4. Januar 1975 in den Kinos 1 und 2 mit Gérard Ourys Komödienklassiker "Die große Sause" eröffnet, der es anschließend auf 22 Spielwochen im Asta 2 brachte (Komödienspezialist Oury gelang eine ähnlich lange Laufzeit acht Jahre später noch einmal im Comet im Universum mit dem Belmondo-Film "Das As der Asse"). Das für erwachsene Filme konzipierte Piccadilly erfuhr seine Taufe mit der israelischen Schwerenöter-Komödie "Liebesknochen". Das Asta Nielsen zeigte auch nach seiner Neueröffnung fast ausschließlich Abenteuer- und Sexfilme, daneben allerdings auch Perlen wie Mike Nichols' "Die Reifeprüfung", Hal Ashbys "Willkommen, Mr. Chance", Fassbinders "Wildwechsel" und "Effi Briest" oder Pier Paolo Pasolinis "Die 120 Tage von Sodom". Im März 1976 gab Schoofs das Tagesgeschäft in die Hände von Savoy-Chef Manfred Goldermann, der den von Schoofs gewünschten Mix aus A- und B-Kino erfolgreich weiterführte. Das Repertoire- und Nachspielkonzept ging im Asta-Center voll auf. Neben "Bilitis" und "Einer flog über das Kuckucksnest" mauserten sich auch die Wiederaufführungen der Literaturadaptionen "Der Körper meines Feindes" (mit Belmondo und Serena als Düsseldorfer Nachtclub-Sensation Frida) und "Wer stirbt schon gerne unter Palmen" zu Langläufern. Dazu trafen sich im Piccadilly Fans von Woody Allen, Romy Schneider und Jacques Tati, während das große Haus zunehmend öfter eindeutige Exploitationfilme von Erwin C. Dietrichs Ascot- oder Hans Madsacks neuer Apollo-Film anbot. Nur wenige A-Filme konnte das Asta direkt zum Start ergattern, unter ihnen immerhin "Flammendes Inferno", "French Connection 2", "Der Marathonmann" und "Cruising". Das Asta 2 verbuchte als exklusive Erstaufführungshits neben "Inspektor Clouseau - Der beste Mann bei Interpol" die eher aus der B- und C-Kategorie stammenden Mondo-Filme "Libido Mania" und "Das ist Amerika". Allein letzterer lief sage und schreibe 36 Wochen ohne Unterbrechung. Das Publikum bestand bald wieder hauptsächlich aus Männern, die gerne die Platzanweiserinnen anpöbelten, wenn diese in Kino 1 und 2 die korrekte Platzierung für Loge und Parkett anmahnten. Da die Kinos jeweils mit 15 Minuten Zeitunterschied starteten, wurde die Einhaltung der Sitzkategorien akribisch überprüft.

Bahnhofskino ohne Bahnhof

Nach dem Tod von Adolf Schoofs stiegen dessen Angehörige Mitte 1982 aus dem Kinogeschäft aus. Schoofs' Lebensgefährtin Gisela Schumacher gab die Administration der Kinos vollständig in die Hände der UFA-Kette, wobei das Asta aufgrund des drohenden Verkaufs und Abrisses nicht unter dem UFA-Label betrieben wurde, sondern als wenig geliebtes Nach- und Mitspielkino weiterlief, dessen Telefonnummer in den Zeitungsanzeigen die erste Zeit gar nicht erst genannt wurde. Mitten zwischen ihren Erstaufführungspalästen Residenz, Universum und Berolina positionierte die UFA das mittlerweile von Sauna-Clubs, Stundenhotels und Videocentern eingerahmte Asta als eindeutiges Hau-Ruck-Schmuddel-Kino für Filme mit "low budget, but high thrills", während das Europa am Hauptbahnhof als wichtiges Premierenkino ausgebaut wurde. Das Asta war nun neben Manfred Goldermanns Rex am Hauptbahnhof das zweite Düsseldorfer "Grindhouse", ein Bahnhofskino ohne Bahnhof, mit einem schnell wechselnden Programm für ein ebenso hastiges Publikum, das im Wochenrhythmus explodierende Autos und nackte Frauenkörper sehen wollte und durch knallige, gemalte Filmplakate angelockt wurde. Ein, wenn man so will, "pure cinema", das die bediente, die von den bewegten Bildern vor allem die möglichst aktionsreiche Darstellung der Durchsetzung von Gerechtigkeit und Liebeslust einforderten und auf das genaue Herstellungsjahr oder die Besetzung nicht viel Wert legten. Das Asta blieb ein unakademisches Jahrmarkttheater, in dem der Inhalt zählte, nicht das Ambiente. Im Gegensatz zum Rex und Movie zeigte es so gut wie keine Karate- und Hongkong-Actioner, dafür aber Sexfilme, die im Rex zu Beginn der siebziger Jahre das Hauptgeschäft ausgemacht hatten. Ein Versuch, im Asta billige, überlange Filmnächte in Berliner Marmorhaus-Manier zu präsentieren, schlug 1982 fehl und so blieb man bei den eingeführten Zeitschemata. Schoofs' übrige zwei Kinos auf der Graf-Adolf-Straße, Kamera 1 + 2 sowie City, wurden zunächst ebenfalls von der UFA weiterbetrieben, im Laufe des Jahres 1983 jedoch geschlossen. Die längst zu Nachspielkinos verkommenen Häuser ergaben sich ihrem Schicksal mit "Nackt und zerfleischt" (City) sowie "Kalte Wut" (Kamera 1).

In seinen letzten Jahren fungierte das Asta gleichzeitig als Erstaufführungskino für mittelstarke US- und Italo-Produktionen sowie als Prolongationskino erfolgreicher Genrefilme. Flankiert wurde dies weiter von einem schier unerschöpflichen Sexfilm-Mix aus alten Aufklärungsfilmen, britischen Sexklamotten, immergrünen Russ-Meyer-Werken, italienischen Schulsexkomödien und Caligula-Nachzüglern, Frauengefängnis-Filmen und Softversionen von Alois-Brummer- und Beate-Uhse-Pornos. Als Filmschauspielerinnen sah das Publikum im Asta Nielsen vorzugsweise Uschi Buchfellner, Sylvia Kristel, Tawny Kitaen oder eine andere Nielsen mit Vornamen Brigitte, die sich als "Red Sonja" mit Arnold Schwarzenegger und anschließend mit Sylvester Stallone in "Die City Cobra" balgte. Ein weiteres Zugeständnis an das testosterongesteuerte, größtenteils aus der Arbeiterschicht stammende Publikum blieb der Autoscooter in der mit Marmor ausgelegten Kassenhalle. Aufgrund der Disposition durch die UFA musste das Asta öfters Gefälligkeitsfilme oder vereinbarte Wiedereinsätze mit günstigen Verleihmieten unter 40 Prozent spielen, was die Zahl der Erstaufführungen nochmals reduzierte, die Filmfluktation jedoch erhöhte. So bot das immer klappriger werdende Kino seinen Besuchern im wöchentlichen Wechsel unzählige Action- und Horrormovies mit Barbaren, Söldnern, Ninja- und Endzeitkämpfern, Teenagerkomödien und, vornehmlich im Asta 3, Reprisen besagter Sexploitation-Filme. Dazu kamen unzählige Thriller mit dem Schauplatz New York, von Genreperlen wie "The Bronx", "Countdown in Manhattan" und "Alphabet City" bis zu B-Krachern der Marke "Der New York Ripper", "Die Bronx-Katzen" und "In der Hitze von New York". Eine mitunter abstruse, dennoch einmalige Mischung aus allen möglichen, mitunter mehrfach umgetitelten Exploitation-Movies und abgespielten Hollywoodhits,
für die das Publikum an der Kinokasse selten den Filmtitel, sondern meist nur kurz die Kinonummer 1, 2 oder 3 aufsagte. Kein Film wurde, wie später in Multiplexen üblich, nur nachmittags oder abends auf Schiene gespielt, sondern jeder Film hatte seinen Saal eine Woche für sich. Wer im Schnitt weniger als 50 Zuschauer pro Tag anzog, wurde Ende der Woche wieder in mehrere Akte zerteilt und zur Abholung für den Filmspediteur vor die Tür gestellt. Von 1980 bis 1986 spielte das Asta in seinen drei Sälen 580 verschiedene Filme, die Hälfte davon erreichte keine zweite Spielwoche. Dekorateure und Filmvorführer waren buchstäblich im Dauereinsatz, um Kinobuchstaben und Plakate anzubringen und Filme neu aufzuziehen. Daneben hatte das Asta wegen seiner Lage an der Corneliusstraße noch Bedeutung für den studentischen MEK-Filmclub der Uni Düsseldorf, der hier seine Kopien abholte.

    

Charakteristisch für die letzte Zeit des Asta waren die Action-Produktionen "Rambo", "Dirty Harry kommt zurück" und "Phantom-Kommando", Filme mit Adriano Celentano und Dieter Hallervorden oder die Teenieklamotten "Eis am Stiel 4. Teil: Hasenjagd" und "Porky's Rache" sowie die mittlerweile zu Klassikern des Radaukinos avancierten Schnellschüsse der Cannon-Brothers Menahem Golan und Yoram Globus. "Delta Force", "Die City-Cobra" und "Death Wish 3" durchbrachen kurzzeitig die Kette aus alten Sex- und Abenteuerfilmen. Das Ende des Asta Nielsen fiel zusammen mit dem Niedergang des europäischen Starkinos, zuletzt jahrelang verkörpert von Jean-Paul Belmondo, Louis de Funès oder dem Gespann Terence Hill und Bud Spencer, und dem endgültigen Durchbruch eines familienkompatiblen, durchkalkulierten US-Blockbusterkinos, das erwachsene Thriller- und Komödienstoffe bald ans Fernsehen oder in die Videoauswertung verwies. Bezeichnenderweise endete fast zeitgleich die Ära des gemalten Kinoplakats.

In den letzten Monaten entwickelten sich im Asta einige Erstaufführungen noch zu Überraschungshits: "Bodycheck", ein gut inszenierter Eishockeyfilm mit Rob Lowe, und der aus der Cannon-Schmiede stammende Indiana-Jones-Verschnitt "Quatermain - Auf der Suche nach dem Schatz der Könige" mit Richard Chamberlain liefen jeweils 10 Wochen lang. In den letzten acht Monaten spielte das Kino wochentags in seinen drei Sälen meist lediglich zwei Vorstellungen, nur am Wochenende wurde auch um 15 Uhr vorgeführt. Tägliche Frühvorstellungen wurden nur in den Ferien oder zu Erstaufführungen wie "Die City-Cobra" noch einmal angeboten. Die durchschnittliche Wochenbesucherzahl hatte sich seit Anfang der siebziger Jahre von 1.500 auf oftmals deutlich unter 1.000 reduziert. Schuld hieran war vor allem der steigende Video-Konsum, der gerade Action- und Erotiktiteln zusetzte, und das damit verbundene Desinteresse an Wiederaufführungen, wie sie das Asta jahrelang gepflegt hatte.

75 Jahre

Am Spätabend des 30.12.1986 wurde das Asta geschlossen. Grund hierfür war der endgültig geplante Abriss des gesamten Gebäudekomplexes Graf-Adolf-Straße 35-37. Eigentlich hatte die Gothaer Versicherung als Besitzer des Eckhauses Graf-Adolf-Straße/Corneliusstraße zunächst nur ihr Haus Nummer 35 abreißen wollen, nachdem sich dort eine Neuverkleidung wegen der schlechten Bausubstanz nicht durchführen ließ. Als die Architekten erfuhren, dass das Nebengebäude samt Kino keine eigene Wand besaß, sondern einfach angebaut war, bot die Versicherung dem Eigentümer Schoofs kurzerhand den Kauf der Immobilie an. Ein schwaches Kinojahr sowie die sinkenden Besucherzahlen im Asta ließen keinerlei Gedankenspiele über eine mögliche Neuerrichtung des Traditionskinos zu. Die UFA hatte bereits damit begonnen, den Verlust der Abspielstätte mit ihrem ausgeweiteten Europa-Kinocenter aufzufangen, ohne allerdings annähernd die Vielfalt des Asta-Programms erreichen zu können. Die letzten drei gezeigten Filme im Asta Nielsen waren vom 25.12. bis 30.12. "Madrid Connection" mit Michael Paré (Asta 1), "Vindicator" mit Pam Grier (Asta 2) sowie der Sex-Oldie "He and She" (Asta 3). Ein für die letzten Jahre typisches, dennoch wenig glorreiches B-Movie-Fest mit nicht einmal 500 Besuchern.

Bereits am Neujahrsmorgen waren sämtliche Plakate aus den Schaukästen verschwunden. Durch die Türen mit ihren roten runden Aufklebern sah man ins Innere des dunklen Kinos, wo in den Schaukästen der Eingangshalle nur noch ein Schild "Voranzeige" befestigt war. Daneben warb einsam Arnold Schwarzenegger als "City Hai" für die Film-Illustrierte und an der Kasse stand eine Box mit alten Werbekarten für den Film "Der Videopirat", der hier im November 1985 in allen drei Sälen seine Deutschlandpremiere gefeiert hatte. Der Rest des Gebäudes mit Büroräumen und einer Sauna war ebenfalls schon komplett ausgeräumt.


Am 17. März 1987 war in der Zeitung ein Bild der Baustelle abgedruckt, auf dem man die Überreste des Asta Nielsen sehen konnte. Hinter dem Schutt des Vorderhauses das offene Piccadilly. „Eine riesige Baulücke auf rund 800 Quadratmetern gähnt, wie unser Bild zeigt, zur Zeit an der Ecke Graf-Adolf-Straße / Corneliusstraße, und die Abbrucharbeiten gehen noch weiter. Es handelt sich um das in den ersten Nachkriegsjahren errichtete Gebäude der Gothaer Versicherung, das unter dem Wirken der Abrißbagger in sich zusammenfällt. Obwohl von der Außenfront her noch recht ansehnlich anzuschauen, war das mehrgeschossige Haus nach Auskunft des Bauaufsichtsamts von innen schon recht „faul“, da die Materialien nicht das hielten, was sie versprachen. Nun wird, wenn das Grundstück erst geräumt ist, ein neuer Verwaltungsbau der Versicherung errichtet. Ein entsprechendes Genehmigungsverfahren ist beim Bauaufsichtsamt bereits anhängig.“

Für das Düsseldorfer Kinopublikum bedeutete die Schließung des Asta ein deutlich verknapptes Filmangebot. Die unabhängigen Verleihfirmen Apollo, Ascot, CineVox, endfilm, Kora, Metropol und Scotia konnten viele Genretitel nicht mehr in der Landeshauptstadt unterbringen. Weder "Blutmond" noch "52 Pick-up", "Atomic Hero", "Teuflische Umarmung", "Gesucht: Tot oder lebendig", "Three for the Road", "Djangos Rückkehr", "Der rechte Arm der Götter" oder "Das unheimliche Auge" erblickten 1987 das Licht der Düsseldorfer Leinwände, Filme wie "House 2", "Night Hunter" oder "Karate Tiger" erlebten ihre Startwoche in den kleinsten Schachtelkinos im Savoy, Rex, Residenz oder Europa. Die Umwandlung des Rex-Centers in ein vornehmes Mainstreamkino Ende 1987 drängte die Fans von Actionfilmen dann endgültig in die einschlägigen Videotheken und läutete zugleich das Ende der alten Bahnhofs- und Kinocenter ein.

Heute sind an der Stelle des Asta kleinere Ladenlokale und Büros angesiedelt, das benachbarte, für seine Stundenzimmer berüchtigte Manhattan-Hotel wird nach jahrelangem Leerstand renoviert. Die einstmals vom Kintopp bestimmte Graf-Adolf-Straße mit ihren Nebenstraßen hat in Folge des Multiplex-Booms bis auf das von den Filmkunstmachern Udo Heimansberg und Kalle Somnitz wiedereröffnete Atelier im Savoy sämtliche Traditionskinos verloren. Aus den letzten noch intakten Räumen sind Discos (Berolina, Europa, Residenz, Rex), Theater (Savoy), Hotels (City, Kamera), Geschäfte (Universum), Sexshops (Film-Casino) und Verwaltungsgebäude (Lux) geworden.

(Ruediger Schmidt-Sodingen)

Ganz herzlichen Dank an Jana Melichar für viele wertvolle Informationen zur Frühzeit des Kinos.

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