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Die unglaubliche Posterwelt der Joann Daley

Veröffentlicht am 01.06.2020

Die amerikanische Illustratorin schuf die Plakate zu "Porky's Rache"


Bildergalerie

Viele Jahre suchte ich vergeblich nach dem Namen des Künstlers, der das Plakat zu „Porky’s Rache“ gemalt hatte. Das Sequel war im Asta Nielsen mit sechs Wochen Laufzeit der erfolgreichste Erstaufführungsfilm des Jahres 1985 gewesen. Ich erinnere mich, wie das riesige Gesicht Chuck Mitchells, dem aufgrund seiner Wut noch Dampf aus den Ohren strömt, im Herbst 1985 auf vielen Düsseldorfer Litfaßsäulen hing. Natürlich hatte ich das Motiv vorher schon in meinen Stammzeitschriften Cinema und Film-Illustrierte gesehen. Dazu war es mir einmal auch auf dem Nachhauseweg von der Schule, im Schaufenster des britischen Rheinarmeekinos Globe, begegnet.

Der Stil der Illustration war außergewöhnlich. Sowohl Chuck Mitchell als auch die unter ihm turnenden, weitestgehend unbekleideten Darsteller*innen der Komödienserie waren äußerst wirkungsvoll mit Airbrush gemalt – und mit nur wenigen Schraffuren. Ganz klar – diese Arbeit stammte nicht von den üblichen Verdächtigen Drew Struzan, John Alvin oder Robert Tanenbaum.

Vor kurzem klärte sich das Rätsel nun auf. Bei der Google-Suche stieß ich auf das Artwork des etwas anders gestalteten US-Posters, wo Mitchell nicht über dem „Porky’s“-Neonschild nach unten schaut, sondern die Student*innen der Angel Beach High School fest in seiner Hand umklammert hält. Darunter ein Name, den ich bis dato noch nie gehört hatte: Joann Daley. Ich begann zu recherchieren und war bald Feuer und Flamme für diese amerikanische Künstlerin, die bis Anfang der 1990er Jahre einige der großartigsten und vor allem abwechslungsreichsten Kinoposter geschaffen hatte. 

Auf Daleys Konto gehen die Plakate zu „Freitag der 13.“, „Prom Night“, „Scanners“, „Truck Driver“, „Creepshow – Die unglaublich verrückte Geisterstunde“, „The King of Comedy“, „Ruben, Ruben“, „Savage Streets“ und, als Höhe- und Wendepunkt, „Rambo 2. Teil: Der Auftrag“. Sie arbeitete außerdem an Kampagnen zu Ich glaub', ich steh im Wald, Der dunkle Kristall und Superman III

Die Kalifornierin malte mit Gouachefarben und Buntstiften, retuschierte und kolorierte aber auch Fotovorlagen und fertigte für detailreiche Gemälde riesige Konzeptpapiere an. Daleys große Zeit waren die Jahre 1980 bis 1985, wo sie jedes Jahr für vier bis fünf Filme der amerikanischen Top 100 die Poster oder Anzeigen kreierte. Ab 1986 wurde sie vermehrt für Videocover gebucht, bevor sie sich ganz Superhelden-Karten, Langspielplatten- und Liebesroman-Covern widmete.

Daleys Plakate und die damit verbundenen Filme stehen exemplarisch für die Zeit der alten Bahnhofs- und Unterhaltungskinos, „Twin"-Cinemas“ und Drive-Ins, die Mitte der 1980er Jahre geschlossen wurden. Das gilt bezeichnenderweise auch für Düsseldorf. „Frauengefängnis U.S.A“ und „Der Gigant“ gehörten Ende 1986 zu den letzten Filmen im Asta Nielsen, „Scanners“ lief 1987 als letzter Film im alten Rex C. 


Mehr zu Joann Daley (1934-2005) und ihrer Kunst in diesem Artikel: https://www.choices.de/kinoheldinnen-joann-daley

(rs)